Thomas Weber begrüßt die Teilnehmer der InformationsveranstaltungViele Kronauer Bürger nutzten die Informationsveranstaltung der SPD Kronau am 19. April in der Aula der Erich-Kästner Schule, um sich über die die Gemeinschaftsschule als neue Schulform zu informieren.
„Gemeinschaftsschule sichert die Attraktivität und die Zukunft Kronaus“ war eine zentrale Aussage von Thomas Weber, dem Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins Kronau, in seiner Begrüßung. Diese neue Schulform hat aber nur dann Erfolg, wenn Schüler, Eltern, Lehrer und Vereine erfolgreich zusammenwirken. Deshalb war es der SPD wichtig, möglichst schnell alle Bürger über die Gemeinschaftsschule zu informieren und Fragen durch Experten beantworten zu lassen
Um diesem Anspruch gerecht zu werden, hatte die SPD Referenten aus Schule, Verwaltung, Politik und Elternschaft eingeladen. Zwar sagten zwei Referenten kurzfristig wegen Krankheit ab, aber die SPD Kronau bewältigte auch diese Herausforderung: Thomas Weber konnte als neuen Hauptreferenten den Bildungsexperten und Landtagsabgeordneten , Gerhard Kleinböck, begrüßen, der sich schon seit mehreren Jahren mit dem Thema Gemeinschaftsschule befasst und die sozialdemokratische Landesarbeitsgemeinschaft für Bildung leitet. Für einen Bericht über praktische Erfahrungen mit einer Gemeinschaftsschule konnte der sozialdemokratische Bundestagskandidat, Daniel Born, gewonnen werden, der als Gemeinderat in Oberhausen-Rheinhausen die Planung und Realisierung der dortigen Gemeinschaftsschule, die 2012 den Betrieb aufnahm, involviert war. Die Verwaltung war vertreten durch Bürgermeister Jürgen Heß. Für die Schule hatte die SPD Konrektor Patric Heiler als Repräsentantin der Elternschaft und das Vorstandsmitglied im Landeselternbeirat Sabine Leber-Hoischen gewinnen können.
In seiner Einführung in das Thema Gemeinschaftsschule betonte Thomas Weber die pädagogischen und sozialen Vorteile dieser Schulform. „Die Gemeinschaftsschule sorgt für ein leistungsfähiges, soziales und gerechtes Bildungssystem, in dem jeder junge Mensch, den für ihn passenden Bildungsweg beschreiten und abschließen kann.“ Diese Sicht wurde von allen Referenten geteilt und aus unterschiedlichen Perspektiven konkretisiert.
Erfreulich war aus Sicht von Bürgermeister Jürgen Heß, dass die Grundsatzentscheidung für die Beantragung einer Gemeinschaftsschule für die Klassenstufen 5 bis 10 im Gemeinderat von allen Fraktionen getragen wurde. Allerdings betonte er, dass noch viele Detailfragen im Rahmen der anstehenden Planungen zu klären sind und deshalb Fragen über das noch zu entwickelnde pädagogische und organisatorische Konzept der Gemeinschaftsschule Kronau in der Informationsveranstaltung nicht beantwortet werden könnten. Der Bürgermeister ist jedoch zuversichtlich, dass Kronaus Antrag von Erfolg gekrönt sein wird.
Aus diesem Grund beschränkte sich der Konrektor der Erich-Kästner-Schule, Patric Heiler, in seinem Vortrag weitgehend auf die Darstellung der allgemeinen Merkmale einer Gemeinschaftsschule und des Ablaufs des Antragsverfahrens sowie eine allgemeine Beurteilung der Realisierungschancen. Er betonte, dass die Gemeinschaftschule eine Ganztagsschule mit einer schülerzentrierten und selbstverantwortlichen Lehr- und Lernkultur ist. Dabei wird in Gruppen und projektorientiert gelernt. Lehrer übernehmen die Rolle von Lernbegleitern, die Schüler zum selbstständigen Lernen durch ansprechende Lernumgebungen anregen. Erforderlich sind dabei neue Lehrmethoden und eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Lehrern, aber auch zwischen Lehrern und Eltern. Angestrebt wird mit dieser Schulform eine optimale Förderung der Schüler entsprechend ihren Fähigkeiten. Es handelt sich bei der Gemeinschaftsschule um eine Schulform, in der die Inklusion verwirklicht wird. Dies bedeutet, dass Schüler mit unterschiedlichen Fähigkeits- und Wissensniveaus zusammen lernen und den für sie jeweils optimalen Schulabschluss erreichen können. Patric Heiler betonte dabei, dass gerade hier Kronau schon durch die Zusammenarbeit mit den Außenstellen der Ludwig Guttmann Schule und der Karl Berberich Schule umfangreiche Erfahrungen vorweisen kann.
Auf Grund der durchweg positiven Erfahrungen mit der Gemeinschaftsschule in Oberhausen-Rheinhausen ermunterte Daniel Born die Kronauer den Weg in Richtung Gemeinschaftsschule weiter zu gehen. Von zentraler Bedeutung sieht er das pädagogische Konzept, über das sich eine Gemeinschaftsschule über die eigene Gemeinde hinaus profilieren kann und muss. - Einen guten Eindruck vom Profil der Schule vermittelt die Homepage der Schule (http://www.gemeinschaftsschule-oberhausen.de/). – Bei der Profilbildung war die Gemeinschaftsschule in Oberhausen sehr erfolgreich, was sich nicht zuletzt in der hohen Zahl an Anmeldungen aus den Umlandgemeinden zeigt. Die Kapazität der Schule reicht vermutlich nicht mehr aus, um alle interessierten Schüler im kommenden Schuljahr aufzunehmen. Die im Modell der Gemeinschaftsschule angestrebte Kooperation mit örtlichen Vereinen konnte in Oberhausen nach Meinung von Daniel Born erfolgreich realisiert werden. Gerade die Möglichkeit der Mitarbeit von Vereinen in Schulprojekten eröffnet neue Wege zur Förderung kultureller und sportlicher Fähigkeiten und zur Gewinnung zukünftiger Vereinsmitglieder.
Die positive Sicht der Gemeinschaftsschule wurde von Frau Sabine Leber-Hoischen in ihrem Vortrag voll geteilt. Im Rahmen ihrer Tätigkeit als Mitglied im Vorstand des Landeselternbeirats konnte sie feststellen, dass insbesondere Schüler aus prekären Familienverhältnissen und in sozialen Brennpunkten von Gemeinschaftsschulen profitieren und ihr Lern- und Sozialverhalten zum Positiven ändern.
Eine ideale und vor allem anschauliche Ergänzung zu den Vorträgen bildete der Film „Mehr Vielfalt – Die Gemeinschaftsschule für Baden-Württemberg“ des Kultusministeriums . Gerhard Kleinböck, der an der Erstellung dieses Films als Bildungsexperte mitgewirkt hat, betonte in seiner Einführung zum Film, dass hier die positiven Erfahrungen mit der Gemeinschaftsschule aus unterschiedlichen Perspektiven und aus mehreren Schulen aufgezeigt werden sollten. Er veranschaulichte an konkreten Unterrichtssituationen den Alltag an Gemeinschaftsschulen. Darüber und über ergänzende Gesprächen mit Lehrern, Schülern, Eltern und Wissenschaftlern kann nachvollzogen werden, was unter neuer Lehr-/Lernkultur und den dort dabei verwendeten Begriffen wie Lernumgebungen, selbständiges Lernen, Lernportfolios, Lernbegleiter, etc. zu verstehen ist. Auch die positive Auswirkung auf das Lernverhalten von Schülern wird in dem Film an Hand von Forschungsergebnissen aufgezeigt. So wirkt sich die Methodik der Gesamtschule insbesondere auf das Lernverhalten der schwächeren Schüler sehr positiv aus. Konkret konnte die selbständig-aktive Lernzeit innerhalb des ersten Jahres an einer Gemeinschaftsschule bei Schülern mit Hauptschulabschlussempfehlung von 20 Prozent auf 70 Prozent gesteigert werden. Aber auch bei Schülern mit Gymnasialschulempfehlung führte die Gemeinschaftsschule zu einem Anstieg der selbständig-aktiven Lernzeit von 70 auf 85 Prozent.
In der anschließenden Fragerunde standen Fragen zum Leistungsniveau, der Schulentwicklung, der Bildungspläne, der Vereinsmitarbeit im Mittelpunkt. Aufgezeigt wurde dabei nochmals von den anwesenden Experten, dass das Schulleistungsniveau durch Kompetenzraster und Bildungspläne sowie durch umfangreiche Fortbildungen für Lehrer an Gemeinschaftsschulen gesichert wird. Gerhard Kleinböck wies dabei darauf hin, dass neue Bildungspläne für die Gemeinschaftsschule in den nächsten Monaten zu erwarten sind und zukünftig der landesweite Ausbau des Angebots an Gemeinschaftsschulen auf der Grundlage eines Schulentwicklungsplanes erfolgen wird. Auch die Interessen der Wirtschaft, insbesondere im Hinblick auf die Duale Ausbildung, sieht Gerhard Kleinböck bei der Gemeinschaftsschule durch die stark projekt- und praxisbezogene Lehr-/Lernmethoden gesichert.
Erfreulich war, dass auch nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung die Teilnehmer über das Thema Gemeinschaftsschule intensiv in Kleingruppen weiter diskutierten. Förderlich wirkte sich hier die ansprechende Gestaltung der Aula und die musikalische Untermalung von Jürgen Ritz am Klavier aus. Groß war das Interesse der Teilnehmer auch an den ausgelegten Materialien des Kultusministeriums und aus dem Internet erstellten Plakate mit den Antworten des Kultusministeriums auf die am häufigsten gestellten Fragen zur Gemeinschaftsschule (http://www.kultusportal-bw.de/servlet/PB/menu/1366538/index.html). Diese gelungene Informationsveranstaltung zeigte, dass die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule ein wichtiger Baustein für die Zukunft Kronaus ist.
Benno Homann